Der heilende Geist

Placebo- und Noceboeffekt

Es ist gut zu wissen, dass wir nichts wissen, oder nicht so viel, wie wir meinen. Nicht einmal, dass selbst unseren eigenen Gedanken nicht immer zu trauen ist. Dieser Blogartikel beschreibt, wie Kopf, Körper und Psyche ticken und uns manchmal ziemlich täuschen. Dieses Verstehen kann sehr hilfreich für dich sein.

Ich erlebe es immer wieder bei mir selbst und auch bei meinen Klienten in der Praxis, dass Gedanken uns oft überfluten und zum Beispiel die Laune total verderben. Es passiert leicht, dass man den Mut verliert. Wir können uns ängstlich, traurig, antriebslos fühlen oder auch aggressiv, wütend und aufbrausend. Kennst du das auch?

Alle Gefühle, die wir in uns tragen, sind das Ergebnis unserer Denkmaschine.

Das Tragische daran ist, dass unser Denken nicht immer richtig ist. Das Gehirn kann leicht getäuscht werden, wie wir alle wissen. Bekannt sind optische Täuschungen, die uns immer wieder faszinieren. Genau hier sieht man sehr deutlich, eine fehlerhafte Wahrnehmung unseres Gehirns.

Nicht nur über die Augen passieren fehlerhafte Einschätzungen, sondern auch in allen anderen Bereichen des Lebens, immer wieder. Unser Denkapparat wird das Leben lang, wie ein Computer programmiert. Geschieht jetzt etwas im Außen, wird alles gespeicherte abgeglichen und das Gehirn wirft ein Ergebnis aus. Ein Verhalten, ein Gefühl, eine Arbeitsanweisung ans zentrale Nervensystem, wie zum Beispiel eine Fluchtreaktion anregen, wenn Angst da ist. Das sympathische Nervensystem springt an, der Blutdruck steigt, die Pupillen weiten sich, die Muskeln spannen sich an. Ob die sogenannte Kampf- oder Fluchtreaktion angemessen der Lage ist, kann das Stammhirn, das im Notfall die Kommandos gibt, nicht wissen. Also wieder kein schlauer Output, so zu reagieren wie ein Urmensch.

Egal, was passiert, alles wird durch die alten Programme geschickt, um uns ein Ergebnis für ein Ereignis im Hier und Jetzt, zu liefern.

Längst vergangene Traumata oder schlechte Erfahrungen können von jetzt auf gleich durch einen einfachen Auslöser getriggert werden und plötzlich sind genau diese alten Gefühlszustände präsent. Eine objektive Betrachtung ist in so einem Zustand für unser Gehirn schlichtweg nicht möglich.

Ist das nicht ein wenig so, wie wenn ich ein Auto fahre und ständig in den Rückspiegel blicke? Kann eine Situation überhaupt neutral beobachtet werden und daraus angemessene Gefühle oder Körperreaktionen entstehen? Ich sage nein. Deshalb ist es so wichtig, immer wieder die sogenannte Metaposition einzunehmen, um aus dem Abstand heraus, Gefühle, Reaktionen, also den Output der Denkfabrik neu zu bewerten.

In der Therapie und im Coaching wird erlernt sich selbst besser zu beobachten und nicht hilflos seinen eigenen Gedanken und Gefühlen ausgeliefert zu sein. Eine neutrale Betrachtung, eine Neubewertung einer Situation, eine Umdeutung oder einfach das Verstehen, dass eine Angstreaktion vielleicht einmal das Überleben sicherte, jedoch jetzt, im Erwachsenenalter nicht mehr notwendig ist. Nach und nach kommen wir den alten „Denkautobahnen“ auf die Schliche und legen neue Wege an. Diese sind anfangs mühsam zu begehen, werden aber mit der Zeit immer gewohnter und bequemer. Wir können unseren alten Hirncomputer neu füttern und Altes überschreiben. Irgendwann, und das ist das Gute am Gehirn, glaubt es die neuen Sachen und kann dabei helfen, Ängste zu überwinden, Stress abzubauen, das Schmerzgedächtnis zu löschen, den Körper zu entspannen und dabei noch tief zu atmen.

Danke, lieber Kopf, dass du immer wieder neu lernen kannst!